Die Tiny House-Bewegung nimmt Fahrt auf und immer mehr Menschen, die auf der Suche nach einem einfacheren, nachhaltigeren Leben sind, machen das Tiny Living zu ihrem neuen amerikanischen Traum.
Aber nicht nur in den USA entscheiden sich die Menschen für das ‚Tiny Life‘ – auch in Europa setzt sich die Idee immer mehr durch.
Wir wollten mehr darüber erfahren und haben uns mit Luise unterhalten – der stolzen Besitzerin (und Erbauerin!) eines winzigen Hauses auf Rädern und Chef-Bloggerin von Runaway Shanty, dem Blog, den sie und ihr Mann Shawn gegründet haben, um ihre Reise zu teilen.
Luise und Shawn haben ihren Traum vom Tiny Living in Connecticut begonnen und sind vor kurzem mit ihrem wunderschönen kleinen Haus quer durchs Land gefahren, um das sonnige Kalifornien zu ihrem neuen Zuhause zu machen.
Hier ist, was sie über die Herausforderungen, die Belohnungen und was es braucht, um ein Tiny House auf Rädern zu bauen und darin zu leben, zu erzählen hat:
Könnten Sie uns eine kleine Einführung in die Tiny House-Bewegung geben und erklären, worum es dabei geht?
Ich glaube, die Tiny House-Bewegung begann vor mehr als einem Jahrzehnt, aber in den letzten vier oder fünf Jahren ist sie wirklich schnell gewachsen.
Immer mehr Menschen erkennen, dass der Besitz eines großen Hauses mit einer hohen Hypothek nicht mehr ihr amerikanischer Traum ist.
Anstatt den Großteil Ihres Geldes in einen Kredit zu stecken, können Sie es für Dinge verwenden, die Ihnen wirklich am Herzen liegen.
Aber es ist mehr als nur die finanzielle Freiheit, die diese Bewegung so attraktiv macht.
Sich von Dingen zu trennen, die Sie nicht brauchen, befreit Sie geistig und emotional und gibt Ihnen Zeit, sich auf das zu konzentrieren, was Ihnen wirklich wichtig ist.
Außerdem bietet das Leben im Kleinen eine großartige Gelegenheit, Ihren Fußabdruck auf diesem Planeten zu verringern – etwas, worüber wir alle nachdenken müssen, wenn wir Mutter Erde für künftige Generationen bewahren wollen. 
Was hat Sie und Ihren Mann Shawn dazu bewogen, sich für das Tiny Life zu entscheiden, insbesondere für ein Tiny House auf Rädern?
Wir hatten vor, nach unserer Hochzeit in den Westen der USA zu ziehen, und da mein Mann schon von einem winzigen Haus geträumt hatte, bevor wir uns überhaupt kennenlernten, waren wir uns beide einig, dass dies der richtige Weg für uns war.
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich mich geweigert hätte, als er mir seine Ideen erklärte. Ich war schon immer jemand, der es vorzog, mit weniger auszukommen, und der Gedanke an ein Nomadenleben hat mich wirklich begeistert, zumal ich in meinem Leben schon so oft umgezogen war, dass ich eigentlich Angst hatte, irgendwann sesshaft werden zu müssen. 
Wie sind Sie bei der Planung und dem Bau Ihres eigenen Tiny House vorgegangen?
Und war die Reise zum Tiny Life reibungslos?!
Der Bau unseres winzigen Hauses auf Rädern hat uns fast vier Jahre gekostet und war viel schwieriger als ursprünglich erwartet.
Zunächst besuchten wir einen Workshop bei einem Unternehmen, das sich auf den Bau winziger Häuser spezialisiert hat.
Dann kauften wir Blaupausen und kurz darauf einen Anhänger, der speziell für winzige Häuser entworfen wurde.
Ursprünglich hatten wir geplant, das ganze Haus selbst zu bauen, aber wir stießen schnell auf Probleme, weil uns das Wissen und die Fähigkeiten fehlten – die man sich natürlich online über Videos und Websites aneignen kann, aber wir waren beide in Vollzeitjobs tätig und hatten einfach nicht genug Zeit.
Freunde von uns kannten Bauunternehmer, die sich bereit erklärten, die Außenhülle für uns zu bauen, aber da sie noch nie ein so einzigartiges Projekt in Angriff genommen hatten, überstiegen selbst ihre Zeit und ihr Arbeitsaufwand die Erwartungen, die sie hatten. 
Die Kosten stiegen immer weiter an und wir lebten von einem Gehaltsscheck zum nächsten, um alles zu bezahlen.
Es gab viele Momente, in denen ich zwischen Aufgeben und Weitermachen hin- und hergerissen war.
Schließlich beendeten wir das Innere des Hauses mit einem anderen Fachmann, der das Haus großzügigerweise auf seinem Grundstück behielt und uns erlaubte, mit seiner Hilfe und Expertise daran zu arbeiten.
Wenn ich alles noch einmal machen müsste, würde ich ein winziges Haus bei einem der vielen Unternehmen bestellen, die in den Jahren, in denen wir mit unserem Projekt kämpften, aufgetaucht sind. 
Abgesehen von den offensichtlichen Größenüberlegungen, was war Ihnen bei der (Innen-)Gestaltung wichtig?
Gibt es bestimmte Merkmale und/oder Materialien, die Sie bei der Einrichtung Ihres Hauses berücksichtigen wollten?
Wir wollten dem Inneren unseres Hauses unbedingt einen rustikalen, aber auch modernen Scheunenstil verleihen und haben uns daher Zeit genommen, die richtigen, hochwertigen Materialien zu finden.
Für die längeren Wände haben wir breite Kiefernbretter gewählt, die wir weiß gestrichen haben, um unseren kleinen Raum heller und größer zu machen.
Für den Boden und die kleineren Wände haben wir uns für wunderschönes, wiedergewonnenes Scheunenholz entschieden. 
Auch das Scheunendach, das Scheunentor, die Dachfenster und der Holzofen waren ein Muss, ebenso wie die moderne Ausstattung mit einer Waschmaschine, einem Kühlschrank mit Gefrierfach und einem langen Küchentresen zum Kochen.
Wie sieht es mit den praktischen Dingen aus?
Wie halten Sie sich im Winter warm und wie haben Sie Zugang zu Wasser und Strom?
Unser Holzofen ist unsere bevorzugte Wahl für die Heizung im Winter!
Er hilft auch bei der Feuchtigkeitskontrolle.
Wenn wir keine Zeit haben, ein Feuer zu machen, schließen wir in der Regel einfach unseren Heizstrahler an und es wird innerhalb weniger Minuten kuschelig warm.
Unser kleines Haus ist einem Wohnmobil sehr ähnlich.
Wir schließen einfach einen Wasserschlauch und ein Verlängerungskabel an.
Aber wir können auch mehrere Tage netzunabhängig leben, denn wir haben Wassertanks (einen für Grauwasser und einen für Frischwasser) und eine Batterie, die unseren Warmwasserbereiter, die Wasserpumpe, drei LED-Leuchten (außen, in der Küche und im Bad) sowie zwei 12-Volt-Steckdosen mit Strom versorgt. 
Ich möchte hier erwähnen, dass wir auch eine kompostierbare Toilette haben, die einfach ein Eimer ist, den wir mit Sägemehl füllen.
Ich bin absolut begeistert, wie einfach das ist und wie viel Wasser wir sparen!
Was war die größte Herausforderung bei der Umstellung auf das Tiny Living?
Die größte Herausforderung hat nichts mit dem winzigen Leben an sich zu tun, sondern mit der bloßen Tatsache, dass es so ist.
Auch wenn die meisten Reaktionen auf unser Projekt sehr positiv waren, gab es immer genug Leute, die unsere Entscheidung nicht verstehen konnten.
Ansonsten fällt mir kaum etwas ein, weil ich das Leben in meiner winzigen Wohnung so sehr genieße.
Manche Leute sagen, dass man ständig Dinge wegräumen muss, die man gerade erst herausgenommen hat, sonst fühlt sich der Raum verstopft an.
Ich bin ein aufgeräumter Mensch, also ist mir das eigentlich lieber.
Außerdem muss ich mein Haus häufiger putzen, denn es braucht nur wenig, um es sehr schmutzig aussehen zu lassen, vor allem mit einem Hund, aber ich brauche definitiv weniger Zeit, um diese Aufgabe zu erledigen. 
Und was war die größte Belohnung?
Oh Mann, ich könnte Ihnen mindestens ein paar Dutzend Dinge nennen!
Ich liebe es, wie einzigartig es ist, wie gemütlich es ist und wie schön.
Der Gedanke, dass ich einen Ort jederzeit verlassen kann, ist sehr befreiend, genauso wie die geringe Menge an Dingen, die ich besitze.
Nichts hält mich zurück und nichts belastet mich.
Mein Mann und ich leben jetzt in einer Gegend, die wir uns ausgesucht haben, und wir könnten nicht glücklicher sein, zumal sich alles zu unseren Gunsten entwickelt hat, sobald wir unserem Herzen gefolgt sind. 
Das Winzigsein hat unsere Welt so viel größer gemacht.
Wir verbringen mehr Zeit miteinander und wir verbringen mehr Zeit draußen in der Natur.
Ich bin auch sehr froh darüber, dass ich weniger Ressourcen unserer Erde verbrauche – wir müssen alternative Lösungen finden, um der wachsenden menschlichen Bevölkerung entgegenzuwirken.
Und schließlich, haben Sie einen Ratschlag für Menschen, die ihr Leben generell verkleinern und vereinfachen möchten, auch wenn ein Tiny House keine Option ist?
Jay Shafer, einer der großen Influencer hier in den USA, sagt in einem seiner Bücher, dass man nichts besitzen sollte, was weder schön noch funktional ist.
Ich besitze zum Beispiel nur wenige Werkzeuge in meiner Küche, da ich ein Messer für fast alles verwenden kann, anstatt einen Eierschneider, Apfelschneider, Karottenschäler und so weiter zu haben. 
Fangen Sie langsam an.
Gehen Sie durch Ihr Haus und nehmen Sie Dinge heraus, die Sie seit Jahren nicht mehr benutzt haben.
Schon ein paar Dinge pro Woche werden Ihre Sachen sichtbar reduzieren.
Wenn es Ihnen schwer fällt, sich von Ihren Sachen zu trennen, denken Sie an deren Weiterverwendung, z.B. als Spende oder als Geschenk für Freunde und Familie.
Wenn Sie erst einmal entrümpelt haben, werden Sie feststellen, wie sehr es Sie emotional entlastet.
Wenn wir unser Zuhause entrümpeln, entrümpeln wir auch unser Gehirn. 
Und wenn Sie noch weiter gehen wollen, kaufen Sie mehr in der Region, um kleine Unternehmen zu unterstützen.
Wechseln Sie zu natürlichen, chemiefreien Produkten für die Reinigung und Körperpflege, um Ihr Haus und Ihren Körper zu entgiften.
Apfelessig und Backpulver sind fantastisch.
Aber das muss ich den Europäern wahrscheinlich nicht sagen, denn in diesem Fall waren sie uns schon immer einen Schritt voraus!
Bildquelle: Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Luise und Shawn von runawayshanty.com
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